Mittwoch, 15. August 2012

Marcumar Überdosierung

Die Überdosierung von Marcumar ist ein nicht so seltenes Ereignis. Während bei akuter Blutung (z.B. GI-Blutung bzw. auch intrazerebrale Blutung) das Vorgehen für die meisten Kollegen klar sein sollte, ist insbesondere für jüngere Kollegen die Vorgehensweise beim nichtblutenden, übermarkumarisierten Patienten unklar. Was hilft in diesem Fall, lesen ..... oder schauen Sie sich einen Video an! (mehr für Patienten gedacht).
Nun, nachdem ich auch nicht mehr ganz UpToDate war, habe ich kurz eine Recherche gemacht und erlaube mir, Ihnen die wichtigsten Inhalte zu schildern (mehr nachzulesen unter www.uptodate.com, bzw. auch unter BMJ 2010 oder Chest 2008).

Wichtige Ursachen iner Übermarcumarisierung sind Intoxikation, Compliance-Probleme, aber auch medizinische Ursachen (Änderung der Nahrungsaufnahme, Medikamenteninteraktionen, Diarrhoe, Herzinsuffizienz, eingeschränkte Leberfunktion etc.). Aber auch die gleichzeitige Gabe von Heparin kann zu einer Störung der Messung kommen und einen "fälschlicherweise" zu hohen INR Wert aufweisen. Also multiple Ursachen und schwierig, hier den Überblick zu bewahren.

Hier noch etwas zur Risikoabschätzung: bei einer Übermarkumarisierung und einem INR zwischen 5 und 9 ist das Risiko, eine Blutung innerhalb der nächsten 30 Tage zu entwickeln, etwa 1%. Also, nicht voreilig mittels Vit. K antagonisieren und alles durcheinanderbringen!

Wichtig aus meiner Sicht ist, in erster Linie die weiteren Dosierungen von Marcumar zu stoppen (bis zu einigen Tagen) und allenfalls Minidosierungen an Vit. K zu verabreichen. Dies ist aus meiner Sicht das häufigste Problem. Es werden maximale Dosierungen unnötigerweise verabreicht welches auf längere Zeit die Marcumarisierung im therapeutischen Bereich erschwert.

Auch die Art und Weise, wie Vit. K verabreicht wird, ist zu berücksichtigen: die orale und die intravenöse Verabreichung von Vit. K ist gleichwertig! Subcutan sollte kein Vit. K verabreicht werden!

Hier eine gute Tabelle zur Übersicht:



Dann noch ein letzter Punkt:
Was mache ich, wenn minimale Blutungsstigmata bei Überdosierung nachweisbar sind:
Hier gibt es keine klaren Handlungsempfehlungen. Vermutlich ist eine Vorgehensweise wie in der Tabelle aufgezeigt absolut ausreichend und sinnvoll.

Bei einer Überdosierung und lebensbedrohlichen Blutungen sind andere Vorgehensweisen angesagt: Marcumar stoppen, 10mg Vit. K i.v.; parallel prothrombin complex (in absoluten Notsituationen ist die Gabe von rekombinanten Faktor VIIa zu diskutieren).

Als Formel zur Abschätzung der Einheiten von Prothrombinkomplex wird folgendes im
UpToDate empfohlen:
Einheiten = (Ziel Quickwert (in %) - augenblicklicher Quickwert (in %)) x Körpergewicht (in kg)

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